Die Klasse 4a besucht die Ostdeutsche Galerie
Fr. Volpert begrüßt uns gleich in der Eingangshalle des Museums und gibt uns Verhaltensregeln mit auf dem Weg. Sie führt uns durch die lichtdurchfluteten Gänge und bleibt vor einem großen Ölgemälde stehen. Es ist von Ludwig Richter und trägt den Titel „Frühlingsmorgen im Lauterbrunner Tal“.
Die Kinder dürfen sich im Halbkreis auf Sitzkissen vor dem Bild auf dem Boden niederlassen. Um das Kunstwerk in seiner Gesamtheit zu erfassen, zeigt Fr. Volpert Signalkarten, die den Kindern den Zugang zum Kunstwerk erleichtern:
Auge: Was sehe ich?
Ohr: Was kann ich hören?
Nase: Was kann ich riechen?
Hand/Haut: Was kann ich spüren?
Mund: Was kann ich schmecken?
Herz: Was kann ich fühlen?
Über diese Zugangsmöglichkeiten „tauchen“ die Kinder regelrecht in das Bild ein. Sie beteiligen sich eifrig mit klar formulierten Beiträgen, als wären sie selbst Teil des Bildes.
Im nächsten Schritt schickt Fr. Volpert die Kinder auf eine Phantasiereise: Die Kinder gehen mit den Kühen auf die Hochalm. Sie riechen das taunasse Gras, hören das Plätschern des Baches usw. Die Kinder hören dazu einen Ausschnitt aus der „Alpensinfonie“ von Richard Strauss. Mit geschlossenen Augen, ganz ruhig, lassen sie die Musik wirken. Im anschließenden Gespräch verleihen sie dem Gehörten Ausdruck: Das schöne Wetter zu Beginn des Almaufstiegs schlägt plötzlich um in ein Gewitter.
Die Kinder beschreiben ihre Höreindrücke mit unglaublicher Genauigkeit. Sogar die Instrumente werden benannt. Es folgt dann ein Gespräch über die Entstehung von Gewittern und das richtige Verhalten. Im Anschluss erfolgt die Aufgabe, auf ein kleines Blatt einen Blitz zu zeichnen. Verschiedene Beispiele werden besprochen und mit Fotografien von unterschiedlichen Blitzen verglichen.
Dies ist eine „Vorbereitung“ auf die nächste Aktion. Die Kinder suchen in einem weiteren Museumsraum ein Bild, auf dem ein „Gewitter“ dargestellt ist. Schnell werden sie fündig. Es handelt sich um das Kunstwerk „Fischerhäuser in Nidden bei Gewitterstimmung“ von Max Pechstein. Nun wird der Blick der Kinder besonders auf die Farben des Blitzes, des Himmels und der Häuser gelenkt.
Jedes Kind erhält dann ein blaues Tonpapier und Pastellkreiden und darf das Gemälde nachgestalten. Eifrig und unglaublich vertieft machen sich alle an die Arbeit.
Der Besuch in der Ostdeutschen Galerie war ein Erlebnis. Die Zeit verging wie im Flug. Die Kinder konnten mit allen Sinnen Kunstwerke ansehen und Bildinhalte erfassen. Vielleicht kann dieser Besuch für das ein oder andere Kind Anregung zu einem weiteren Besuch in der Ostdeutschen Galerie sein. Sie können jetzt als kleine „Experten“ ihren Eltern diese zwei Gemälde erklären.
Petra Schmidhuber-Neumann