Kinder einer Welt - Leben in der Mongolei
Am Dienstag, den 02.06.2016 besuchte die mongolische Autorin Gangaamaa Purevdorj die ersten Klassen im Rahmen des Themas "Kinder einer Welt"
Frau Dr. Gangaamaa Purevdorj ist weltweit die einzige Mongolin, die in deutscher Sprache Erzählungen über ihre Heimat veröffentlicht. Alle Geschichten sind aus ihrer Lebens- und Bildungsbiografie genommen und vermitteln ein Gefühl der mongolischen Lebensweise.
Sie studierte an der TU Dresden Politikwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache und promovierte nach einem Zweitstudium (Vergleichende Kulturwissenschaften) an der Uni Regensburg. Als freiberufliche Autorin hält sie Vorträge und Lesungen und lebt zur Zeit in Regensburg. Sie hat auch eine CD mit mongolischen Liedern aufgenommen. Mit 6 Jahren kannte sie schon 40 Lieder auswendig. Die Volkslieder begleiten sie. Und zur Einstimmung auf ihre Lesung an unserer Schule sang sie den Kindern ein Willkommenslied.
Das Leben der Kinder in der mongolischen Steppe ist ein ganz eigenes: Zuhause in der Jurte galt sie als das "allerfaulste Kind": sie nahm sich einen Ozean an Zeit für Spiel, Beobachtung und Tagträumen. „Mädchen dürfen das“, die Jungen müssen dagegen helfen, beim Versorgen und Hüten der Tiere zum Beispiel.
Jedes Kind hat im Tagesablauf Aufgaben zu erfüllen, wie Dung sammeln in Körben, Wasser holen, auf Kleinere aufpassen und Tiere hüten. Gangaamaa sagt: "Auf dem Hügel stehen und runter gucken, das lieben Nomadenkinder". Zum Spielen verwenden sie kleine Steine, Tierknöchelchen und getrockneten Schaf- und Ziegenkot.
Bei den mongolischen Nomaden sind in der Hierarchie der Werte Kinder ganz oben. Am wichtigsten sind Kinderreichtum, dann geistiger Reichtum, erst danach kommen die "Juwelen der Steppe" (Schaf, Rind, Kamel, Ziege und Pferd) und ganz am Ende: der Mammon.
Die mongolische Jurte ist für Gangaamaa ein Sinnbild der Welt. Dies beschreibt sie in ihrem Büchlein "Ein weißes geschnürtes All" sehr eindrucksvoll. Jurten sind Rundzelte aus Filz zu deren Aufbau kein einziger Nagel benötigt wird. In weniger als einer Stunde sind sie errichtet. In einer Jurte bildet der eiserne Ofen den Mittelpunkt. Er sorgt für das Leben der Bewohner. Das Feuer ist schnell entfacht. Meist ist es getrockneter Dung, der sich leicht entzündet und sanft die noch Schlafenden am Morgen weckt. Daneben hat der "Ehrenplatz", das Bett, das Küchenregal, das kleine Waschbecken und der Altar seine feste Stelle. Die Jurte, auch "Ger" genannt, ist rund und vollkommen.
Das Nomadenleben ist ohne Deel nicht vorstellbar. Ein solch langes und weites Gewand ist vielseitig verwendbar und schützt Erwachsene und Kinder bei Kälte, Hitze, bei der Arbeit, auch am Schreibtisch und sogar im Schlaf. Solch ein Deel ist dem menschlichen Körper eine ganz besondere persönlich vertraute Behausung. Die Nomadenkinder bekommen nur einmal im Jahr einen neuen Deel. Den von der Mutter gefertigten Deel zu tragen ist eine große Ehre. Nach mehreren Stürzen sieht der Deel eines Kindes ziemlich mitgenommen aus. Durch das Flicken wird er bunt und bunter. Diese Flicken erzählen die Geschichten und Abenteuer eines Kindes und seines Deel. Gangaamaa hatte für die Kinder zwei Gewänder und zwei Paar Stiefel dabei, die diese anprobieren durften und dabei sichtlich Spaß hatten.
Anhand der Erzählungen, der mitgebrachten Gegenstände, der gezeigten Bilder und Filmausschnitte konnten alle Anwesenden einen lebendigen Einblick in einen ganz anderen Kulturkreis, das Leben mongolischer Nomaden, bekommen.
Verabschiedet hat sie sich - auf Wunsch der Kinder - wie zu Anfang, mit einem in einer klaren und sehr melodiösen Weise vorgetragenen mongolischen Lied.
Elisabeth Schmalzbauer und Eva Kraus
an unseren Förderverein,
der uns diese Lesung ermöglicht hat !